Ein Abend, der Besonderes bot

Das Trio Simply Unplugged und die Keramikerin Ellen Kunz sind die Kulturpreisträger, die der Saarlouiser Verein Kommkultur jetzt ausgezeichnet hat. Die Wahl zum Kulturerbe fiel auf das Traditionslokal „Humpen“ in der Altstadt.

Kulturpreisträgerin Ellen Kunz (Bildmitte) mit der SBS-Vorsitzenden Lioba Amann (links) und Moderator Justin Hayo.
Foto: Oliver Morguet

Von Oliver Morguet

SAARLOUIS | Bereits seit 1993 vergibt der Verein KommKultur im SBS alljährlich den Kulturpreis und viele Jahre auch die Kulturzitrone. SBS erinnert an die Anfänge vor 40 Jahren im Selbstverwalteten Betriebshof Saarlouis, der längst abgerissen ist und einem Parkplatz gewichen ist. „In diesem Jahr verzichten wir erneut auf die Kulturzitrone und zeichnen dafür wieder zwei Kulturpreisträger aus“, kündigte Moderator Justin Hayo, auch SBS-Geschäftsführer, gleich zum Auftakt der Veranstaltung im vollbesetzten Festsaal des Theaters am Ring an. Und die Zuschauer erwartete eine Neuerung im Programmablauf.

Bevor die Preisträger ausgezeichnet wurden, gab es einen kurzen Rückblick auf eine Gruppe, die im vergangenen Jahr geehrt worden war: die Fusion Kids der Fusion-Academy – ein Verein, der sich der Förderung der Jugend durch Tanzsport widmet. Er bietet Kindern und Jugendlichen – insbesondere solchen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Beeinträchtigungen – die Möglichkeit, kulturelle Angebote wahrzunehmen und ihre verborgenen Talente zu entfalten.

„Wir wollen mit diesem neuen Programmpunkt Rückschau auf unseren letztjährigen Preisträger halten und zeigen, was sich im vergangenen Jahr getan hat“, kündigte Hayo an, und es gab Erfreuliches zu berichten: Nach dem Titel im vergangenen Jahr wurde die Crew im August im englischen Blackpool bei den Unter-14-Jährigen Vizeweltmeister. Und natürlich gab die Gruppe auch auf der Bühne eine Kostprobe ihres Könnens und riss das Publikum zu Begeisterungstürmen hin.

Als erster Kulturpreisträger des Abends wurde die Band Simply Unplugged geehrt. Das Trio, bestehend aus Eddie Gimler und Peter Spang (beide Gitarre und Gesang) sowie Horst Friedrich (Bass und Gesang), feiert sein 25-jähriges Bestehen. In einem Film erfuhren die Besucher die außergewöhnliche Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Band: Der 11. August 1999 ist ein denkwürdiger Tag. Über Saarlouis verdunkelt sich der Himmel und taucht den Großen Markt in eine außergewöhnliche Atmosphäre.

Eine Sonnenfinsternis, wie sie nur alle Jahrhunderte geschieht, hat durch eine seltene Konstellation der Himmelskörper den Tag zur Nacht gemacht. Während alle Anwesenden mit 3-D-Brillen in den Himmel schauen, schmieden drei Musiker, die bis dahin noch nie zusammen aufgetreten sind, einen kühnen Plan: Sobald die Sonne wieder die Oberhand über die Dunkelheit gewinnt, wollen sie auf die Bühne gehen und gemeinsam eine Stunde Musik machen – ohne Probe, ohne Konzept.

Schon nach den ersten Songs ist klar, dass hier gerade etwas Besonderes geschieht. Noch ahnt niemand, dass in diesem Moment der Startschuss für eine Musikformation gefallen ist, die bis heute die Musikszene – nicht nur im Saarland – stark beeinflusst. Aus dem, was vor 25 Jahren eher zufällig seinen Anfang nimmt, wird „Simply Unplugged“. Natürlich gab das Trio auch einige Stücke seines Repertoires auf der Bühne zum Besten, unter anderem ein Medley aus den Hits der Bee Gees, darunter „Too Much Heaven“, „I’ve Gotta Get A Message To You“ und zum Abschluss „Stayin’ Alive“, bei dem Friedrich mit Kopfstimme beeindruckte.

„In einer Kruscht-Schublade habe ich eine CD gefunden, auf der ich Urlaubsbilder vermutete, aber da waren die Hits der Bee Gees drauf“, erzählt Friedrich, wie die Idee zu dem Medley entstand. Kruscht-Schublade bezeichnet eine Schublade, in der jede Menge Krimskrams aufbewahrt wird, von dem man eigentlich nichts mehr richtig dringend braucht.

Als zweite Kulturpreisträgerin wurde die Keramikerin Ellen Kunz ausgezeichnet. Im Foyer war ein Teil ihrer außergewöhnlichen Arbeiten ausgestellt. Den Beruf der Keramikerin hat sie unter anderem in Südfrankreich erlernt. Geprägt hat sie aber vor allem Wendelin Stahl. Der Keramiker und Kunsthandwerker hatte 1952 auf Burg Coraidelstein in Klotten (Verbandsgemeinde Cochem) seine eigene keramische Werkstatt eröffnet und war der erste, der die Kunst in das Töpferhandwerk integriert hat, erzählt Kunz, die außer ihrer künstlerischen Tätigkeit auch noch als Homöopathin arbeitet.

„Das zu tun, was man gerne tut ist die schönste Sternschnuppe, die je vom Himmel gefallen ist“, meinte die Künstlerin aus Leidenschaft, die vor allem ihrem Mann Roland Kunz dankbar ist, dass er sie immer ermutigt hat, mit ihrem Kunsthandwerk weiterzumachen. Auch deshalb appellierte sie an die Besucher im Festsaal: „Schauen auch Sie doch mal in ihren Keller, manchmal schlummern das Talente, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.“ Zum Abschluss übergab sie der SBS-Vorsitzenden Lioba Amann und Geschäftsführer Hayo noch ein Geschenk aus der eigenen Werkstatt.

Zum Abschluss wurde als Kulturerbe das traditionsreiche Altstadtlokal „Humpen“, das 1973 eröffnet wurde und im vergangenen Jahr 50-jähriges Bestehen feierte. Yannick Müller, der es 2021 von seinem Vater Erni Müller übernommen hatte, war sichtlich gerührt. „Schade, dass mein Vater das nicht mehr erleben konnte“, bedauerte er und lud alle ein, nach der Preisverleihung im Humpen weiter zu feiern. „Viele Dinge aus der Vergangenheit, die den Ruf des Humpens als beliebter Treffpunkt begründen, kenne ich auch nur aus Erzählungen, manchmal wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen.“ Neben dem SBS-Vorstand dankte er seiner Familie und seinem Team, ohne deren Rückhalt und Unterstützung er das Lokal nicht führen könnte.

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SZ-Artikel

Ich bin glückliche Preisträgerin des Saarlouiser Kulturpreises 2024

Es war ein fantastischer Abend, poppig, kurzweilig, kreativ und auch liebevoll… das KOMMKultur Team ist einfach spitze und macht der Stadt alle Ehre. Ich bin überaus stolz, diesen schönen Preis erhalten zu haben. Ein spätes Glück, eine späte Ehre. Danke forever!!

Komplementär VII - 16.06.24-18.08.24

Kunstforum Saarlouis e.V. Ludwig Galerie Saarlouis Museen in der Kaserne VI, alte Brauerei-Straße, www.saarlouis.de/ludwiggalerie, Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr. Samstag, Sonntag, Feiertage 14 bis 17 Uhr. Öffentliche Führung mit KünstlerInnen Sonntag 23.06.24, Sonntag 07.07.24, 18.08.24 jeweils 15 Uhr.

Einladung zum Tag der bundesweiten offenen Töpferei 2024

Für das Saarland nehmen 10 Töpfer:innen und Keramiker:innen  am 19. „Tag der offenen Töpferei“ teil. Im Mittelpunkt stehen Begegnung und Austausch. Die Besucher:innen sind herzlich willkommen, sich von der Qualität und der Schönheit handgearbeiteter keramischer Produkte überzeugen und begeistern zu lassen und ein uraltes, brandaktuelles Handwerk kennenzulernen.

Wer am 2. Märzwochenende in seiner Region, seinem Bundesland oder in ganz Deutschland auf „Keramiktour“ gehen will, informiert sich bitte unter: www.tag-der-offenen-toepferei.de

Einladung

Auch in diesem Jahr habe ich wieder die Ehre und totale Freude mit und bei der wunderbaren Heike Puderbach am Tag Ihres offenen Ateliers ausstellen zu dürfen. Jeder Kunstinteressierte ist herzlich willkommen, aber auch jene, die gerne nur bei einem Gläschen im Garten einen Plausch mit coolen Leuten halten wollen. Wir freuen uns sehr!